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„Wo ist denn das Buch, worin der Pädagoge lesen kann, was Pädagogik ist?
Das sind die Kinder selber!“
Rudolf Steiner, aus den Arnheimer Vorträgen im Juli 1924

Von Anfang an: Waldorfkindergarten

Liebe und Freude sind die Prinzipien, die immer in der Erziehung vorhanden sein sollten, im ersten Jahrsiebt sind sie besonders wichtig. Kinder im Kindergartenalter leben im Moment. Sie haben ein tiefgreifendes Interesse an den Vorgängen der Welt und eine große Freude oder Befriedigung daran, diese Vorgänge nachzuahmen. Die Sinneseindrücke und deren Verarbeitung bilden das Gehirn des Menschen aus und legen damit die Grundlage für geistige, seelische und kognitive Fähigkeiten.

Im Kindergarten ist das Thema „Nachahmung“ daher zentrale Säule der Pädagogik. Das Kind nimmt Gesehenes auf und verinnerlicht es. Es beobachtet Waldorf-Erzieher*innen bei sinnvollen Tätigkeiten – dies sind vor allem solche, die es durchschauen und nachvollziehen kann (Kochen, Getreide Mahlen, Mähen, Sticken, Schnitzen etc). Im Spiel verarbeitet das Kind Gesehenes. Motorische, soziale und gedankliche Prozessen verknüpfen sich miteinander.

Hier wie in der gesamten Waldorfpädagogik sind die drei Säulen Kopf, Herz und Hand – Denken, Fühlen, Handeln – allgegenwärtig.

Deshalb sind die Kinder über eine Tat und über ihren Willen ansprechbar und nicht durch Ermahnungen oder Belehrungen, die nur den Intellekt des Kindes ansprechen. So nimmt das Kind nicht nur äußere Handlungen über die Nachahmung auf, sondern auch Mitmenschlichkeit und soziale Interaktionen. Diese bilden später die Grundlage für eigenverantwortliches und moralisches Handeln.

Ganzheitliche Bildung in der Waldorfschule

Fragen wir Schüler*innen im Grundschulalter, was sie an der Schule mögen, nennen sie zuerst oft den Namen ihrer Lehrer*in, sie schwärmen von den Pausen. Später geht es oft um die künstlerischen Fächer oder die Freiheit ohne Noten zu lernen. Fragen wir Eltern, sind sie oft beglückt, dass ihre Kinder gerne zur Schule gehen.

Dabei ist es nicht so, wie in anderen pädagogischen Ausrichtungen, dass die Kinder sich ihren Lernstoff selber aussuchen können. Didaktik und Methodik sind im Waldorf-Lehrplan sensibel auf die jeweiligen Entwicklungsstufen der Kinder und Jugendlichen abgestimmt.

Was braucht der junge Mensch, um gesund an Körper, Seele und Geist heranzuwachsen und sich gemäß seinen Begabungen entwickeln zu können?

An dieser Frage orientiert sich der Unterricht. Ein wichtiges Ziel lautet, den jungen Menschen zu lebendigem Denken anzuregen und ein Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für die eigene innere Freiheit auszubilden.

Dies stärkt die Jugendlichen darin, Fragen und mögliche Antworten auf die sich rasant und tiefgreifend verändernde Welt zu finden. Die Auseinandersetzung mit praktischen Fertigkeiten und digitaler Technik fördert die in unserer Zeit so wichtige Medienmündigkeit.

Denn die Waldorfpädagogik ist nicht auf bloßes Eintrichtern und Reproduzieren von Wissen ausgerichtet, sondern auf eigenständiges Denken, Tun und Begreifen. Die Themen werden im sogenannten Epochenunterricht, also fächerübergreifend in Zeitblöcken über mehrere Wochen behandelt. In der fünften Klasse sind zum Beispiel einige Wochen im Jahr nur die Griechen dran, in der neunten Klasse dreht es sich in Deutsch um Goethes Faust, in der zehnten Klasse geht es zur Feldmess-Epoche.

Zwei Fremdsprachen vom ersten Schuljahr an

Vom ersten Schuljahr an lernen die Schüler*innen zwei Fremdsprachen kennen und sprechen. Neben die mehr sachbezogenen Unterrichtsgebiete tritt stets ein vielseitiger künstlerischer Unterricht. Künstlerische Gestaltung prägt als methodisches Element das ganze Schulleben.

Die anthroposophische Heilpädagogik

Trotz möglicher Behinderung ist jedes Kind im Kern seines Wesens, seiner Individualität ein unversehrter, gesunder Mensch. An Waldorfschulen mit einem heilpädagogischen Schwerpunkt werden die Kinder dazu angeregt, ihre intellektuellen, emotionalen, willensmäßigen und körperlichen Behinderungen so weit wie möglich zu überwinden. Im Sinne der Waldorfpädagogik heißt das, dass bei diesen Kindern die Seelenfähigkeiten Denken, Fühlen und Wollen in besonderer Weise angesprochen werden müssen. Sie wachsen in einem Lernumfeld auf, in dem sie ihre Persönlichkeit selbstbestimmt entfalten können und gleichzeitig auf die Teilhabe in der Gesellschaft vorbereitet werden.

Die Arbeit ist von Wertschätzung und Achtung gegenüber den Kindern und ihren individuellen Lebenswegen geprägt. In der heilpädagogischen Gruppenarbeit werden schöpferische Kräfte angeregt und das soziale Miteinander gefördert. Individuell auf die Kinder abgestimmte Therapien und heilpädagogische Projekte tragen ebenso zur Entwicklung der Kinder bei. Wöchentliche fachliche Besprechungen und eine intensive Elternarbeit sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit.

Ich, Du, Wir – entfalte die Welt

Und nach der Schule?

Fragen wir Unternehmen, wieso sie Waldorfschüler*innen besonders gerne einstellen, erfahren wir:

„Ehemalige Waldorfschüler*innen sind als Azubis und Mitarbeiter*innen sehr beliebt“, sagt Heiner Barz, Professor für Erziehungswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und Autor von Studien zur Waldorfpädagogik. „Sie sind lernbegieriger, motivierter und engagierter als viele ihrer Kolleg*innen.“ Unternehmer*innen schätzen ihre Selbstständigkeit. „Sie warten nicht lange ab, sondern packen zu“, sagt Barz.

 Filme, Links und Bücher zur Waldorfpädagogik