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1. Waldorfschulen in der Corona-Pandemie

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Gesundheits- und Schulaufsichtsbehörden ist uns wichtig. Grundlage dabei ist, dass die Verordnungen und Vorgaben der Gesundheits- und Schulaufsichtsbehörden für alle Schulen, einschließlich die Schulen in freier Trägerschaft, in Bayern gelten.

In der gesamten Gesellschaft erleben wir zunehmend, wie durch „Corona“ Gemeinschaften, Familien und Kollegien verunsichert, ja sogar gespalten werden. Auch unsere Schulen bilden dies ab. Als Vorstände sehen wir es als unsere Aufgabe, anzuregen, dass in den Schulgemeinschaften Gesprächsräume entstehen, in welchen die Diskussion über den Sinn von Corona-Maßnahmen nicht zu einer weiteren Spaltung führt, sondern die unterschiedlichen Standpunkte im Diskurs und sachlichen Austausch bewegt werden können.

Die politisch motivierten und oft hoch emotional geführten Auseinandersetzungen über die Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen sollten nicht das Innere der Schulen erreichen, haben es aber längst getan. Deshalb muss der Austausch darüber gewährleistet werden können.

Hier können wir als Vorstände Unterstützung und Vermittlung in schwierigen Situationen anbieten.

Insofern kann es nicht zu unseren Aufgaben gehören, einzelne Gruppierungen der Schulgemeinschaften in ihren Bedürfnissen so zu unterstützen, dass andere Gruppierungen sich brüskiert fühlen.

Unser Kernanliegen ist, zu ermöglichen, dass an den Schulen Unterricht nach waldorfpädagogischen Grundsätzen stattfindet.

Aus diesem Grund befürworten wir die Einhaltung der Maßnahmen, die die Grundlage für die Öffnung der Schulen sind. Gleichzeitig distanzieren wir uns als Vorstände der Landesarbeitsgemeinschaft entschieden von allem fanatischen, rechten und extremistischen Gedankengut, wie es sich auch in Teilen der Querdenker-Bewegung wiederfindet. Aufrufe zur und Anwendung von Gewalt in jeglicher Form lehnen wir ab.

Stuttgarter Erklaerung 11 20202. Haltung der Waldorfschulen zu Rassismus und anderen Formen der Diskriminierung

Ein wesentlicher Kern der Waldorfpädagogik war und ist seit Bestehen der Waldorfschulen, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und dass Hautfarbe, Geschlecht und Religionszugehörigkeit niemals Gegenstand einer wertenden Betrachtung und daraus folgender Diskriminierung sein dürfen. Siehe dazu die „Stuttgarter Erklärung“. 1 Auch aus diesen Gründen wurden die Waldorfschulen in der Zeit des Nationalsozialismus verboten.

In der Vorbereitung auf das Lehrerdasein wird das Bewusstsein der angehenden Pädagog:innen für inakzeptable und diskriminierende Bezeichnungen jeglicher Couleur geschärft. Um den immer wieder vorgebrachten Anfragen zur Haltung des Schulgründers Rudolf Steiner begegnen zu können, wird zudem auf stets aktualisierte Literatur zur Thematik hingewiesen. 2

Rudolf Steiners philosophische oder/und anthroposophische Texte sind nicht Gegenstand des Unterrichts an Waldorfschulen. Gleichwohl werden Rassismus und Antisemitismus in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen in mancherlei Unterrichtskontexten und bezogen auf aktuelle Geschehnisse behandelt.

Mit der Neufassung der Stuttgarter Erklärung werden auch die Lehrplanempfehlungen für die Bereiche Geschichte, Gesellschaftskunde, Wirtschaft, Geografie und Ökologie stets weiter aktualisiert. 3

Wir begrüßen in diesem Zusammenhang die Gründung des "Arbeitskreises für eine offene Gesellschaft - gegen politischen Extremismus und Populismus" in Bayern. Er ist auf Bundesebene schon seit einigen Jahren aktiv.

Nicht zuletzt sei auf die interkulturellen Waldorfschulen in Deutschland hingewiesen, ebenso die „Waldorfschulen mit Courage – gegen Rassismus“. Weltweit gibt es über 1200 Freie Waldorfschulen, die auf allen Kontinenten der Erde angesiedelt sind. Die Waldorfpädagogik beweist damit, dass sie sich der Achtung vor dem Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft und anderen Äußerlichkeiten, als zentrales Ziel verpflichtet fühlt. Hervorzuheben sind hier insbesondere die Waldorfschulen im Nahen Osten, die in vorbildlicher Weise versuchen, Israelis und Palästinenser unter einem Dach zu unterrichten und so die friedensstiftende Pädagogik wirksam werden zu lassen.

Der Sprecherkreis der LAG Im Mai 2021

Stuttgarter Erklärung als PDF herunterladen

2 - Dr. Albrecht Hüttig, Kontroversen zum Rassismus-Vorwurf, 2017

  - Manfred Leist, „Rassenideale sind der Niedergang der Menschheit“. Anthroposophie und der Antisemitismus-Vorwurf. Eine Studie. 2001

3 https://www.erziehungskunst.de/artikel/zeichen-der-zeit/wir-meinen-es-ernst/

Interaktive Karte // Waldorfschulen