„Wo ist denn das Buch, worin der Pädagoge lesen kann, was Pädagogik ist?
Das sind die Kinder selber!“
Rudolf Steiner, aus den Arnheimer Vorträgen im Juli 1924
Was braucht der junge Mensch, um gesund an Körper, Seele und Geist heranwachsen und sich gemäß seinen Begabungen entwickeln zu können?
An dieser Frage orientiert sich der Waldorf-Lehrplan. Didaktik und Methodik sind dabei sensibel auf die jeweiligen Entwicklungsstufen der Kinder und Jugendlichen abgestimmt. Ein wichtiges Ziel lautet, im jungen Menschen ein lebendiges Denken anzuregen, sowie ein Bewusstsein und Verantwortungsgefühl für die eigene innere Freiheit auszubilden. Dies und die Auseinandersetzung mit digitaler Technik fördern die in unserer Zeit so wichtige Medienmündigkeit.
Auch stärkt es die Jugendlichen darin, ein Bewusstsein für Fragen und mögliche Antworten zu finden auf die sich rasant und tiefgreifend verändernden Welt.
Ganzheitliche Bildung
Vom ersten Schuljahr an lernen die Schüler zwei Fremdsprachen kennen und sprechen. Neben die mehr sachbezogenen Unterrichtsgebiete tritt stets ein vielseitiger künstlerischer Unterricht. Künstlerische Gestaltung prägt als methodisches Element das ganze Schulleben. Schöpferische Fähigkeiten und Erlebniskräfte werden entwickelt, die für den Einzelnen wie für unsere Gesellschaft so immens wichtig sind.
Waldorfpädagogik begleitet Kinder und Jugendliche von früher Kindheit an bis zum Ende ihrer Schulzeit
Es gibt Konzepte für jedes Alter und jedes Bedürfnis: Kinderkrippen, Kindergärten, die zu den staatlichen Abschlüssen führenden Waldorfschulen, in der Regel Ganztagsschulen, sowie
heilpädagogische Schulen und eine Vielzahl und Vielfalt förderpädagogischer Angebote.
Waldorfschulen bestehen seit 1919
Die weltweite Schulgemeinschaft feierte 2019 das 100-jährige Jubiläum auf vielfältige Weise. Die erste Waldorfschule wurde von Rudolf Steiner auf Anfrage von Emil Molt für die Kinder von Fabrikarbeitern seiner Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik in Stuttgart begründet mit dem Ziel, den Entwicklungsgesetzen des heranwachsenden Menschen in der Pädagogik gerecht zu werden und soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen zu verwirklichen. Junge Menschen erhalten seitdem in Waldorfschulen unabhängig von ihrer sozialen sowie religiösen oder nationalen Herkunft eine gemeinsame Erziehung und Bildung. Integration und Inklusion sind ein zentrales Anliegen der Waldorfeinrichtungen. Waldorfschulen setzen auf eine ganzheitliche Pädagogik, ausgehend von der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners.
Waldorfschulen sind selbstverwaltete Schulen in freier Trägerschaft
Sie basieren in der Regel auf Elterngründungen und stellen somit ein freiheitliches Prinzip des Bürgerengagements dar. Die intensive Begegnung zwischen Lehrern, Schülern, Erziehern und Eltern gehört zum Selbstverständnis der Waldorfeinrichtungen. Waldorfschulen gibt es weltweit in allen Kulturen, unabhängig von vorherrschenden Religionen.
Es gibt 1.200 Waldorfschulen, mehr als 500 heilpädagogische Einrichtungen und fast 2000 Waldorfkindergärten in 80 Ländern, auf allen Kontinenten und in den unterschiedlichsten Kulturen (Stand 12/2019).
Eine spezielle Notfallpädagogik setzt die heilenden Elemente der Waldorfpädagogik für traumatisierte Kinder in Krisenregionen und für Flüchtlingskinder und Jugendliche in Deutschland mit anerkanntem Erfolg ein.
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Text: ÖAK SÜDBAYERN Dezember 2019
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